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Und es schmeckt genau wie früher

13.05.2014

Von unserem Mitarbeiter
FRITZ PETER LINDEN

 

(Willwerath) Fast zehn Jahre lang ist der Holzofen von Karl-Heinz Carls in Willwerath nicht mehr geheizt worden. Seine für viele legendären Brote gab es seitdem nicht mehr. Jetzt versucht es Jürgen Lasch - nach dem Originalrezept.

 

Ein Samstagmorgen in Willwerath: "Wir backen heute!" verheißt das Schild am Straßenrand. Eine Nachricht, auf die viele im Dorf und den Nachbarorten nicht mehr zu hoffen gewagt hatten. Denn Brot aus Willwerath - das hat es seit neun Jahren nicht gegeben.

Jetzt aber, wenn auch bislang nur versuchsweise, kommen aus dem alten Holzofen im Kellergeschoss wieder die stabilen, zwei Kilogramm schweren Laibe, für die der frühere Willwerather Müller und Sägewerksbetreiber Karl-Heinz Carls eifelweit bekannt war.

Sie sehen aus wie früher, sie riechen wie früher - aber schmecken sie auch wie damals? Walter Burggraf, der direkt gegenüber wohnt, hat bereits probiert: "Ich würd sagen: Das war hundertprozentig so, wie Karl-Heinz das früher gebacken hat." Und er freut sich, dass es nun möglicherweise einen Nachfolger gibt, der die Tradition wieder aufleben lassen will. "Ich fänd das super", sagt auch Peter Meyer, Ortsbürgermeister der Gemeinde Weinsheim, zu der Willwerath gehört.

Karl-Heinz Carls hatte 2005 aus gesundheitlichen Gründen mit dem Backen aufgehört (der TV berichtete), er starb im vergangenen Jahr. Aber jetzt hat Jürgen Lasch den Ofen im Untergeschoss wieder angeworfen. Seit Dezember wohnt er im Haus in der Brückenstraße zur Miete, zusammen mit seiner Frau Sabine Neumann und dem zehnjährigen Sohn Justin. Und entdeckte irgendwann, was für ein Schatz da im Keller steht. Der Ofen - "der ist mindestens 100 Jahre alt", sagt der 46-Jährige, der in Rheinbach-Niederdrees auf einem Bauernhof aufwuchs und nach beruflichen Wanderjahren seit einiger Zeit mit Familie in der Eifel lebt. Auch die historische Teig-Knetmaschine brachte Lasch wieder in Gang. "Ich hab das gesehen und gedacht: Die alte Tradition … da musst du doch was machen können."

 


Knusprig, warm, lecker: Frisch gebackene Brotlaibe im Ofen.

 


Und als er von Karl-Heinz Carls\' Familie dann noch das über Generationen weitervererbte Rezept erhielt, musste er es irgendwann versuchen: "Ich hab lange überlegt, ob ich das probiere", sagt Jürgen Lasch. Aber dann sei klar gewesen: "Das Altertümchen musst du nutzen."


Gar nicht so einfach: Er braucht zwei ganz bestimmte Sorten Roggen- und Weizenmehl, die er nirgends in der Umgebung beziehen kann. "Hier haben ja alle Mühlen dicht gemacht." Da hilft bisher das Internet. Und noch ein Hindernis gibt es: Um weiter backen und vor allem auch verkaufen zu dürfen, braucht Lasch eine Sondergenehmigung von der Handwerkskammer. Beantragt ist sie bereits, die Antwort steht aber noch aus.


Den Testern ist das allerdings egal: Schon steht der nächste in der Tür, Hansi Feld aus Wascheid. "Ich fahr auf dem Weg zur Arbeit hier vorbei. Ich hab gerade das Schild an der Straße gesehen, da habe ich ne Vollbremsung gemacht." Hansi Feld beißt in ein kleines Stück vom ersten Brot, das Jürgen und Sabine Lasch zum Probieren aus dem Ofen gezogen haben. Nickt. Und sagt: "Lecker." Jedes Brot werde ein bisschen anders, das sei das Schöne an der traditionellen Herstellung, sagt Lasch. Nicht wie bei der Industrie, "da sehen die ja alle gleich aus". Das hier aber, das sei etwas ganz anderes - und man spürt die Begeisterung, mit der Sabine Neumann und Jürgen Lasch dabei sind.


"Brot backen muss Spaß machen", sagt er. Seine Frau ergänzt: "Es muss aber auch was werden." An diesem Tag werden es 63 Stück, die am Abend für einen freiwilligen Beitrag an den Mann und die Frau gebracht sind. Denn verkaufen darf Lasch die Brote vorerst nicht.

 

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Bild zur Meldung: Und es schmeckt genau wie früher

 
 
Holzofen Bäckerei Lasch
Inhaber Jürgen Lasch Telefon:   06551 1475654
Brückenstraße 17 Mobil:      0151 18629834

54595 Willwerath / Eifel

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